Das Volk Animales – Teil 1 

Das Parfüm

Fortunato Rosch hatte den Traum seine Familie, insbesondere seinen Vater, stolz zu machen. Er wollte viel Geld verdienen und Einfluss sammeln, denn er war ein junger Kaufmann, wie sein Vater und sein Urgroßvater auch und er hatte einen Plan. Er war, so heißt es, ein geborener Meister seines Handwerks und führte die Familientradition weiter. Fortunato lebte in einem großzügigen Haus am Rande der Stadt und in Hafennähe der Stadt Don. Der Hauptstadt von Don’Olvi. In einem Labor im Heizkeller des großzügigen Hauses übte Fortunato sich, aus Interesse, in experimenteller Alchemie. 

“Du bist die aller schönste Maid. Lass mich dir Blumen kaufen.” Sagte Fortunato vor einem Spiegel. “Nein… Dein Anblick öffnet mein Herz… Nein zu kitschig.” Er versuchte kräftige Posen einzunehmen, um stark zu wirken und wurde nach jeder Aussage wieder schlaff. “Deine Augen funkeln wie die Sterne am Nachthimmel… auch zu kitschig.” Fortunato hatte eine Freundin, Hildegard von Gildenfort, sie war sein Plan. Ihr Vater war ein noch viel reicherer Kaufmann als alle Kaufmänner der Stadt vereint, reicher als die Roschs allemal. Auf ihn wurden große Hoffnung gesetzt, um das Vermögen der Roschs durch diesen Bund zu erweitern.  

Die von Gildenforts hatten den Hafen gekauft. Ihnen blieb es offen, wer wieviel importieren und exportieren konnten. Gleichzeitig besaßen sie das Handwerksviertel, eine Bank und verschiedene Bauerhöfe im Osten der Stadt. In den letzten Jahren kam es zu keinen Beschränkungen am Hafen, jedoch wurde gemunkelt, dass dies sich durch die anhaltende Dürre dieses Jahres ändern könnte. Außerdem wurde schon lang kein Riesencanide gesichtet und niemand konnte voraussagen, wann eines wieder erscheinen würde.  

Heute Abend hatte Fortunato ein Date. Er plante Hildegard in ein nahes Etablissement einzuladen, heimlich und verführerisch sie zu entführen. Nur würde es funktionieren?    

Fortunato seufzte. Nur noch 50 Minuten und dann musste er los, die Sonne ging unter und ihr Vater war nicht daheim. Sie wohnte nur 6 Minuten weit entfernt. Fast nebenan in dem Stadtviertel ‘De Prunk’, wohl aber im Zentrum und nicht am Rand, wie Fortunatos Familie.  

“Wollen Sie einen Kaffee? Aus Nadia weit her.” fragte ihn ein Küchenbediensteter, als er aus seinem Zimmer kam und an der Küche vorbei schlich.  

Er kroch über den Zaun zu ihres Vater Anwesen. Von außen war das Viertel gut bewacht, aber innerhalb der Grenzen konnte man sich beinahe frei bewegen. Ihr Zimmer lag im zweiten Stock des Hauses. “Hilde! Hilde!” rief er zweimal flüsternd in Richtung ihres Fensters. Sie hörte ihn nicht, rechnete auch nicht mit ihm. Er nahm einen Kiesel von dem kleinen Kieselweg des zum Gebäude gehörenden Parks und warf ihn. Er traf. Und zwar mit einer solchen Geschwindigkeit, dass das Glas nicht beschädigt wurde, aber dennoch einen im Raum dahinter hörbaren Ton erzeugte. Hilde öffnete das Fenster und Fortunato trat aus seinem Versteck hervor.  

“Fortunato!” flüstert Hildegard überrascht und zugleich erfreut.  

Fortunato: “Hilde!”  

Hildegard: “Was führt dich hierher?”   

Fortunato: “Meine Liebe, heute Abend möchte ich dich zu einem besonderen Ort entführen. Ein Ort, der nicht nur unsere Sinne, sondern auch unsere Herzen berührt”, flüstert Fortunato geheimnisvoll in Hildegards Ohr. 

Hildegard: “Oh, Fortunato, du machst mich neugierig. Doch wie sollen wir unbemerkt das Haus verlassen? Mein Vater ist sehr streng und würde uns niemals erlauben”, seufzt Hildegard besorgt. 

Fortunato: “Vertraue mir, Hilde. Ich habe alles sorgfältig geplant. Niemand wird uns sehen oder hören. Folge mir einfach und ich werde dich sicher und unbemerkt dorthin führen”, verspricht Fortunato. 

Hildegard: “Gut, Fortunato. Ich vertraue dir. Lass mich nur kurz ein passendes Gewand anlegen, und dann können wir uns auf den Weg machen.” 

Fortunato: “Wunderbar, Hilde. Ich warte hier auf dich. Beeil dich, die Nacht ist unser Verbündeter”, sagte Fortunato geduldig und voller Vorfreude. 

Fortunato setzte sich hinter eine Ecke und wartete. Nach 10 Minuten kam Hilde. Er war gerade in Gedanken als sie kam, doch ließ er sich nichts anmerken.  

Fortunato: “Wollen wir dann?” 

Hildegard: “Wollen wir dann?” fragt sie leise und nimmt seine warme Hand. 

Fortunato: “Ja, komm. Ich kenne einen geheimen Weg”, sagt er und führt sie behutsam durch die dunklen Gärten. 

Sie erreichen eine kleine Pforte in der hohen Mauer. Fortunato öffnet sie mit einem alten Schlüssel. 

Hildegard: “Woher hast du den?” fragt sie neugierig. 

Fortunato: “Das ist mein Geheimnis”, sagt er und zieht sie lächelnd hindurch. 

Sie kommen auf eine schmale Straße mit flackernden Laternen. Fortunato zeigt auf ein prächtiges Haus. 

Fortunato: “Das ist das Restaurant. Dort werden wir einen wunderbaren Abend haben”, sagt er stolz. 

Hildegard: “Oh, wie schön”, sagte sie begeistert. 

Sie gingen auf das Haus zu, doch ein Mann kommt ihnen entgegen. 

Mann: “Halt! Das Restaurant ist geschlossen! Rattenplage!”, rief er barsch. 

Fortunato: “Was? Das kann nicht sein!”, rief Fortunato entsetzt. 

Hildegard: “Oh nein, wie schade!”, sagte Hildegard betrübt. 

Fortunato: “Na gut, dann gehen wir eben woanders hin”, sagte Fortunato resigniert. 

Hildegard: “Wohin denn?”, fragte sie hoffnungsvoll. 

Fortunato: “Ich habe noch eine Überraschung für dich”, sagte er und nahm sie an der Hand. “Komm mit, es ist nicht weit.” 

Hildegard: “Wohin gehen wir denn?”, fragte sie gespannt. 

Fortunato: “Zu meinem Haus, aber nicht durch die Vordertür. Ich will dir etwas zeigen, was niemand sonst kennt”, sagte er geheimnisvoll. 

Hildegard: “Was denn?”, fragte sie neugierig. 

Fortunato: “Du wirst es schon sehen”, sagt er und führt sie zurück durch die Gärten zu einem Hintereingang. Er öffnet eine Tür mit einem anderen Schlüssel und geht eine Treppe hinunter. 

Hildegard: “Wo sind wir hier?”, fragt sie verwundert. 

Fortunato: “In meinem Geheimlabor. Hier experimentiere ich mit Alchemie und Magie”, sagt er stolz. 

Hildegard: “Das ist ja herrlich”, sagt sie und sieht sich um. 

Sie sieht einen Raum voller Messingrohre, die aus der Wand kommen und sich kreuz und quer durch den Raum ziehen. An den Wänden stehen Regale mit Büchern, Flaschen, Gläsern und Instrumenten. Auf einem Tisch stehen ein Brenner, ein Mörser, eine Waage und ein Mikroskop. Überall leuchten Kerzen in verschiedenen Farben.  

Hildegard ist fasziniert von der Atmosphäre in Fortunatos Geheimlabor. Ihr Blick fällt auf eine Reihe bunt leuchtender Phiolen, die in einer kunstvollen Messingapparatur angeordnet sind. Die Apparatur ist so konstruiert, dass sie die Phiolen gleichmäßig erhitzen kann, ohne sie direkt zu berühren. 

Fortunato bemerkt ihre Neugier und erklärt: „Das sind besondere Parfüms, die ich selbst hergestellt habe. Jede Phiole enthält eine einzigartige Duftkreation, die ich mithilfe meiner alchemistischen Kenntnisse entwickelt habe.“ 

Hildegard betrachtet die Phiolen genauer. Die Flüssigkeiten in ihnen schimmern in den unterschiedlichsten Farben – von tiefem Blau über schillerndes Grün bis hin zu leuchtendem Purpur. Sie spürt eine gewisse Magie in der Luft und ist beeindruckt von Fortunatos Fähigkeiten. 

„Darf ich sie riechen?“, fragte Hildegard neugierig. 

Fortunato zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Ich muss gestehen, ich habe sie noch nicht getestet. Aber ich vertraue auf meine Fähigkeiten und glaube, dass sie wundervolle Düfte sind. Wenn du möchtest, können wir sie gemeinsam entdecken.“ 

Hildegard nickte begeistert und Fortunato begann, die Phiolen vorsichtig aus der Messingapparatur zu nehmen. Er öffnete die erste Phiole und hielt sie Hildegard unter die Nase. Ein zarter, blumiger Duft entströmt der Phiole und verzaubert sie sofort. Sie lächelt und Fortunato fühlte sich bestätigt in seinen Fähigkeiten. 

Fortunato öffnet eine zweite Phiole und hält sie Hildegard vor. Sie ist grün und enthält eine klare Flüssigkeit. Hildegard riecht einen frischen, würzigen Duft, der sie an einen Wald erinnert. Sie atmet tief ein und spürt eine angenehme Kühle in ihrer Nase. Sie schließt die Augen und stellt sich vor, wie sie mit Fortunato durch die Bäume läuft. 

Fortunato lächelt und nimmt eine dritte Phiole. Sie ist rot und enthält eine dickflüssige Substanz. Hildegard riecht einen süßen, fruchtigen Duft, der sie an einen Korb voller Beeren erinnert. Sie leckt sich die Lippen und spürt eine leichte Wärme in ihrem Mund. Sie öffnet die Augen und sieht Fortunato an, der ihr tief in die Augen schaut. 

“Und? Welcher Duft gefällt dir am besten?” fragte Fortunato. Hilde dachte kurz nach. “Mir gefallen sie alle, aber ich glaube der Grüne, hmm, ja” antworte Hilde entschlossen. “Gut. Ich bin gleich wieder da.” Fortunato entschwand dem Raum, mit der Grünen Phiole in der linken Hand, den Raum. Hilde betrachtete noch kurz die Phiolen. Am liebsten würde sie alle einfach einstecken und wegrennen.  

Nach wenigen Minuten kam Fortunato zurück, die leere Phiole in der einen Hand und einen gläsernen golden verzierten Parfümflacon in der anderen. Er reichte Hilde den Flacon. “Hier den schenk ich dir. Ich habe das Parfüm umgetauscht. Es hat magische Eigenschaften, hält länger, viel länger.“ Er lächelte.  

Hildegard: “Danke” sagte sie erstaunt, nahm die Flasche, betrachtete sie, die leuchtende grüne Flüssigkeit darin, sah dann Fortunato an und umarmte ihn.  

Fortunato: “Hilde.” 

Hildegard: “Fortunato.” 

Fortunato: “Ich liebe dich… sehr”, sagte er inbrünstig und schmeichelvoll zugleich. 

Nach einer Weile lösten sich die Verliebten aus ihr umarmung. Hildegard betrachtete wieder den Flacon und öffnete ihn. Der Duft trat direkt in ihre Nase. Sie roch frisches Gras, Laub, den Wald, irgendwie roch es schmackvoll. Sie tropfte einen Tropfen des kostbaren Parfüms auf eines ihrer Handgelenke und auf das Zweite sogar 3.  

Den restlichen Abend verbrachten sie im oberen Teil des Hauses. Fortunato spielte Klavier und erzählte ihr erfundene offenbar ausgedachte, aber lustige Geschichten und aßen ein Menü vom Küchenchef des Hauses. Er musste natürlich schwören, dass er das alles für sich behält. Spät in der Nacht brachte Fortunato Hilde zurück und den ganzen Abend verblasste das Parfüm nicht.  

Am nächsten Tag stand Fortunato spät, aber gelockert und ausgeschlafen auf. Er hatte immernoch Glücksgefühle vom letzten Abend. Er dachte an Hilde und an den wunderbaren Abend, den sie zusammen verbracht hatten. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen und ihr seine Liebe zu gestehen. Er sprang aus dem Bett und machte sich fertig. Er zog sein bestes Gewand an, kämmte sein dunkles Haar 

Er verließ sein Haus und machte sich auf den Weg zu Hildes Familie. Er schlenderte durch die Straßen und genoss die warme Sonne auf seiner Haut. Er grüßte die Leute, die er kannte, und lächelte die vorbeieilenden Mädchen an. Er fühlte sich glücklich und selbstbewusst. Er wusste, dass er Hilde für sich gewinnen würde. Er war der größte Parfumeur aller Zeiten und er hatte das perfekte Parfüm für sie geschaffen. Er erreichte das große Haus, in dem Hilde wohnte, und klopfte an die Tür. 

Die Tür öffnete sich “Jawohl?” sagte ein höflich aussehender, kräftig und gigantische aussehender Buttler. Fortunato war sofort eingeschüchtert.  

“Ich…ich…”, stotterte Fortunato.  

“Was ist Junge?” sagte der Buttler deutlich?  

“Ich möchte zu Hilde… ich meine Hildegard”, antworte Fortunato 

“Die junge Herrin ist verreist. Sie hat mir keine weiteren Details anvertraut.” sagt der Buttler diskret und schloss die Tür. 

Fortunato musste die Worte erst verarbeiten und erwiderte nichts. Er stand noch wenige Minuten mit offenem Mund vor der Tür der Residenz. “Das konnte nicht wahr sein”, dachte er sich: “Wieso hat sie das nicht erwähnt?”. Für Fortunato war klar, da stimmte was nicht. Hilde war bestimmt im Haus, nur, wie konnte er zu ihr gelangen. Er schwor am Abend zurückzukehren. Am Nachmittag ging er zu seinem Vater, der am Hafen handelte oder wohl eher handeln ließ, doch das mit Hilde ließ ihn den ganzen Tag nicht los.  

Am späten Abend machte er sich auf. Die Sonne war gerade untergegangen. Er ging aufmerksam, aber unauffällig zur Residenz von Gildenfort.  

Vor dem Eingang standen nun Wachen. Warum stehen jetzt Wachen hier? “Wurde die Residenz überfallen? Aber wann, gestern war doch nix?”, dachte sich Fortunato. Es war tatsächlich ungewöhnlich.   

Fortunato versuchte den Weg durch die Gärten und es war frei. Niemand schien ihn zu entdecken. Er stand nun im Park der Residenz unter Hildes Zimmer, genau dort, wo er gestern stand. Wieder nahm er einen kleinen Kiese, warf ihn an ihr Fenster und hoffte auf ein Zeichen, doch nichts. Fortunato wartete.  

Er spürte, wie die Angst in ihm aufstieg. Er hatte viel riskiert, um hierher zu kommen, und er konnte nicht lange bleiben. Ein Rascheln hinter sich ließ ihn erschrocken umdrehen. Er hoffte, Hilde zu sehen. Doch es waren zwei Wachen, die direkt auf ihn zukamen. Sie trugen Laternen, Schwerter und dunkle ledernde Rüstungsteile, die das Dunkeln zu verschlucken schienen. Es waren Söldner. Fortunato duckte sich hinter einen Busch und hielt den Atem an. Wie hatten sie ihn entdeckt? Er musste hier weg.  

Wache: “Komm raus, Bursche. Wir wissen genau, dass du da hinter bist”, sagte eine der Wachen mit krächzender Stimme. Fortunato erschauderte. Sie wussten es tatsächlich. Konnte er fliehen? Wenn, dann sahen sie vielleicht sein Gesicht und wüssten, wer er ist, nein, das ging gar nicht.  

Fortunato erhob sich und drehte sich um. “Na geht doch”, sagte die Wache mit krächzender Stimme, sie hatte lange fettige Haare und ungepflegte unregelmäßige Stoppen als Bart. Der andere, ein etwas dicklicher Typ mit plüschigem Bart und Glatze sagte: “Komm, die junge Herrin will dich sehen.”  

“Hilde… will mich sehen?” Fortunato schien verdutzt. War das alles nur ein Streich gewesen? “Das hat er doch eben gesagt. Also komm.” sagte die Wache mit der krächzenden Stimme und ging in Richtung eines Hintereingangs des Hauses. 

Sie gingen durch die offensichtlich für die Mitarbeiter gedachte Holztür. Sie führte in die Speisevorratskammer des Hauses, daneben befand sich die Küche. Die Küche war groß und geräumig. An den Wänden hingen Töpfe, Pfannen, Löffel und Messer aus Kupfer und Eisen. In der Mitte gab es eine offene Feuerstelle, über einem Kaminschacht nach außen, der durch einen nicht sichtbaren Mechanismus geöffnet und geschlossen werden konnte. 6 Säulen, die jeweils mal ein Baumstamm gewesen waren, denn sogar die Rinde war noch dran, trugen den Raum. Die Decke war gewölbt, ähnlich einer Halle.  

Der nächste Raum war das Speisezimmer. Es war aufgebaut wie eine Kirche. Wieder hielten 6 Säulen, diesmal aus einem weißen Stein und mit goldenen Verzierungen den Raum. Sie kamen von der Seite rein. Hier Stand ein großer Tisch mit 10 Plätzen. Gegenüberliegend auf der anderen Seite des Raumes stand noch einer. In der Mitte des Raumes stand ein noch größerer, abgerundeter vergoldeter Tisch aus Marmor. Auch die Böden waren aus Marmor. Die Decke war in der Mitte des Raumes erhöht. Im Raum roch es jedoch nach Pferd. Der Raum war durchflutet durch Kerzenlicht.  

Fortunato trat in den Raum. Die Wachen hinter ihm, schlossen die Tür. Sie kamen nicht mit.  

“Wir warten seit Stunden”, sagte eine tiefe Stimme. Es war die Stimme des Alten von Gildenforts, der Eber genannt. Er hatte einen rauen weißen Bart und volles weißes Haar, das ihm einen ehrwürdigen Anblick verlieh. Doch er war nicht zu unterschätzen, denn er hatte die Kraft und den Mut eines Ebers. Er führte seine Leute mit Autorität und Weisheit an und scheute keinen Kampf, wenn es um seine Interessen ging. So kam er auch zu großen EInfluss im Handel. Er saß auf einem Thron am Ende der Halle. Über seinem Gesicht schien ein dunkler Schatten zu schweben. Er schaute ernst. 
“Wieso… wieso hast du das getan?”  

Fortunato war verwirrt und verängstig. Die Situation war düster. Er hatte seine Tochter kurzzeitig entführt, aber es ist nichts geschehen. Sie waren nicht ins Bett gestiegen. “Du weißt genau, was ich meine”, sagte der Eber. “Warum hast du mir das angetan?”, sagte eine weibliche, aber verzehrte, erzwungene Stimme, die neben dem alten Eber herzukommen schien. Fortunato sah genauer hin, doch der Tisch war im Weg, er konnte sie nicht sehen. War das Hilde? Fortunato versuchte genauer hinzuschauen. Da war tatsächlich jemand oder irgendwer. Er konnte es nicht genau erkennen. 

“Steh auf Mädchen, zeig ihm, was er dir angetan hat.” Es regte sich etwas Boden und erhob sich. Es war eine Stude. Ihre Mähne war kurz und struppig, und ihre Augen waren traurig und trüb, sahen jedoch aus wie von einem Menschen. Sie bewegte sich mit Mühe und Schmerz, als ob sie jede Bewegung hasste.  

“Sag ihm, was geschehen ist!” befahl der alte Eber. 

Die Stute sprach, mit Hildes Stimme, Fortunato konnte es kaum glauben. “Du hast mich in dieses Ding verwandelt.” Sie wieherte, aus Reflex vielleicht? “Das Parfüm, was du mir gabst, bestand aus schwarzer Magie. Sobald ich einschlief, träumte ich von einer schönen Wiese und dem Wald, den ich roch, als ich das Parfüm probierte. Ich träumte davon, dass das frische Gras so.. Schmackhaft“ sie stotterte “aussah und probierte es. Ich grasste wie ein Pferd und als ich aufwachte, war ich ein Pferd” Sie weinte. 

Teil 1: Das Parfüm   

Fortunato Rosch hatte den Traum seine Familie, insbesondere seinen Vater, stolz zu machen. Er wollte viel Geld verdienen und Einfluss sammeln, denn er war ein junger Kaufmann, wie sein Vater und sein Urgroßvater auch und er hatte einen Plan. Er war, so heißt es, ein geborener Meister seines Handwerks und führte die Familientradition weiter. Fortunato lebte in einem großzügigen Haus am Rande der Stadt und in Hafennähe der Stadt Don. Der Hauptstadt von Don’Olvi. In einem Labor im Heizkeller des großzügigen Hauses übte Fortunato sich, aus Interesse, in experimenteller Alchemie. 

“Du bist die allerschönste Maid. Lass mich dir Blumen kaufen.” Sagte Fortunato vor einem Spiegel. “Nein… Dein Anblick öffnet mein Herz… Nein zu kitschig.” Er versuchte kräftige Posen einzunehmen, um stark zu wirken und wurde nach jeder Aussage wieder schlaff. “Deine Augen funkeln wie die Sterne am Nachthimmel… auch zu kitschig.” Fortunato hatte eine Freundin, Hildegard von Gildenfort, sie war sein Plan. Ihr Vater war ein noch viel reicherer Kaufmann als alle Kaufmänner der Stadt vereint, reicher als die Roschs allemal. Auf ihn wurden große Hoffnung gesetzt, um das Vermögen der Roschs durch diesen Bund zu erweitern.  

Die von Gildenforts hatten den Hafen gekauft. Ihnen blieb es offen, wer wieviel importieren und exportieren konnten. Gleichzeitig besaßen sie das Handwerksviertel, eine Bank und verschiedene Bauerhöfe im Osten der Stadt. In den letzten Jahren kam es zu keinen Beschränkungen am Hafen, jedoch wurde gemunkelt, dass dies sich durch die anhaltende Dürre dieses Jahres ändern könnte. Außerdem wurde schon lang kein Riesencanide gesichtet und niemand konnte voraussagen, wann eines wieder erscheinen würde.  

Heute Abend hatte Fortunato ein Date. Er plante Hildegard in ein nahes Etablissement einzuladen, heimlich und verführerisch sie zu entführen. Nur würde es funktionieren?    

Fortunato seufzte. Nur noch 50 Minuten und dann musste er los, die Sonne ging unter und ihr Vater war nicht daheim. Sie wohnte nur 6 Minuten weit entfernt. Fast nebenan in dem Stadtviertel ‘De Prunk’, wohl aber im Zentrum und nicht am Rand, wie Fortunatos Familie.  

“Wollen Sie einen Kaffee? Aus Nadia weit her.” fragte ihn ein Küchenbediensteter, als er aus seinem Zimmer kam und an der Küche vorbei schlich.  

Er kroch über den Zaun zu ihres Vater Anwesen. Von außen war das Viertel gut bewacht, aber innerhalb der Grenzen konnte man sich beinahe frei bewegen. Ihr Zimmer lag im zweiten Stock des Hauses. “Hilde! Hilde!” rief er zweimal flüsternd in Richtung ihres Fensters. Sie hörte ihn nicht, rechnete auch nicht mit ihm. Er nahm einen Kiesel von dem kleinen Kieselweg des zum Gebäude gehörenden Parks und warf ihn. Er traf. Und zwar mit einer solchen Geschwindigkeit, dass das Glas nicht beschädigt wurde, aber dennoch einen im Raum dahinter hörbaren Ton erzeugte. Hilde öffnete das Fenster und Fortunato trat aus seinem Versteck hervor.  

“Fortunato!” flüstert Hildegard überrascht und zugleich erfreut.  

Fortunato: “Hilde!”  

Hildegard: “Was führt dich hierher?”   

Fortunato: “Meine Liebe, heute Abend möchte ich dich zu einem besonderen Ort entführen. Ein Ort, der nicht nur unsere Sinne, sondern auch unsere Herzen berührt”, flüstert Fortunato geheimnisvoll in Hildegards Ohr. 

Hildegard: “Oh, Fortunato, du machst mich neugierig. Doch wie sollen wir unbemerkt das Haus verlassen? Mein Vater ist sehr streng und würde uns niemals erlauben”, seufzt Hildegard besorgt. 

Fortunato: “Vertraue mir, Hilde. Ich habe alles sorgfältig geplant. Niemand wird uns sehen oder hören. Folge mir einfach und ich werde dich sicher und unbemerkt dorthin führen”, verspricht Fortunato. 

Hildegard: “Gut, Fortunato. Ich vertraue dir. Lass mich nur kurz ein passendes Gewand anlegen, und dann können wir uns auf den Weg machen.” 

Fortunato: “Wunderbar, Hilde. Ich warte hier auf dich. Beeil dich, die Nacht ist unser Verbündeter”, sagte Fortunato geduldig und voller Vorfreude. 

Fortunato setzte sich hinter eine Ecke und wartete. Nach 10 Minuten kam Hilde. Er war gerade in Gedanken als sie kam, doch ließ er sich nichts anmerken.  

Fortunato: “Wollen wir dann?” 

Hildegard: “Wollen wir dann?” fragt sie leise und nimmt seine warme Hand. 

Fortunato: “Ja, komm. Ich kenne einen geheimen Weg”, sagt er und führt sie behutsam durch die dunklen Gärten. 

Sie erreichen eine kleine Pforte in der hohen Mauer. Fortunato öffnet sie mit einem alten Schlüssel. 

Hildegard: “Woher hast du den?” fragt sie neugierig. 

Fortunato: “Das ist mein Geheimnis”, sagt er und zieht sie lächelnd hindurch. 

Sie kommen auf eine schmale Straße mit flackernden Laternen. Fortunato zeigt auf ein prächtiges Haus. 

Fortunato: “Das ist das Restaurant. Dort werden wir einen wunderbaren Abend haben”, sagt er stolz. 

Hildegard: “Oh, wie schön”, sagte sie begeistert. 

Sie gingen auf das Haus zu, doch ein Mann kommt ihnen entgegen. 

Mann: “Halt! Das Restaurant ist geschlossen! Rattenplage!”, rief er barsch. 

Fortunato: “Was? Das kann nicht sein!”, rief Fortunato entsetzt. 

Hildegard: “Oh nein, wie schade!”, sagte Hildegard betrübt. 

Fortunato: “Na gut, dann gehen wir eben woanders hin”, sagte Fortunato resigniert. 

Hildegard: “Wohin denn?”, fragte sie hoffnungsvoll. 

Fortunato: “Ich habe noch eine Überraschung für dich”, sagte er und nahm sie an der Hand. “Komm mit, es ist nicht weit.” 

Hildegard: “Wohin gehen wir denn?”, fragte sie gespannt. 

Fortunato: “Zu meinem Haus, aber nicht durch die Vordertür. Ich will dir etwas zeigen, was niemand sonst kennt”, sagte er geheimnisvoll. 

Hildegard: “Was denn?”, fragte sie neugierig. 

Fortunato: “Du wirst es schon sehen”, sagt er und führt sie zurück durch die Gärten zu einem Hintereingang. Er öffnet eine Tür mit einem anderen Schlüssel und geht eine Treppe hinunter. 

Hildegard: “Wo sind wir hier?”, fragt sie verwundert. 

Fortunato: “In meinem Geheimlabor. Hier experimentiere ich mit Alchemie und Magie”, sagt er stolz. 

Hildegard: “Das ist ja herrlich”, sagt sie und sieht sich um. 

Sie sieht einen Raum voller Messingrohre, die aus der Wand kommen und sich kreuz und quer durch den Raum ziehen. An den Wänden stehen Regale mit Büchern, Flaschen, Gläsern und Instrumenten. Auf einem Tisch stehen ein Brenner, ein Mörser, eine Waage und ein Mikroskop. Überall leuchten Kerzen in verschiedenen Farben.  

Hildegard ist fasziniert von der Atmosphäre in Fortunatos Geheimlabor. Ihr Blick fällt auf eine Reihe bunt leuchtender Phiolen, die in einer kunstvollen Messingapparatur angeordnet sind. Die Apparatur ist so konstruiert, dass sie die Phiolen gleichmäßig erhitzen kann, ohne sie direkt zu berühren. 

Fortunato bemerkt ihre Neugier und erklärt: „Das sind besondere Parfüms, die ich selbst hergestellt habe. Jede Phiole enthält eine einzigartige Duftkreation, die ich mithilfe meiner alchemistischen Kenntnisse entwickelt habe.“ 

Hildegard betrachtet die Phiolen genauer. Die Flüssigkeiten in ihnen schimmern in den unterschiedlichsten Farben – von tiefem Blau über schillerndes Grün bis hin zu leuchtendem Purpur. Sie spürt eine gewisse Magie in der Luft und ist beeindruckt von Fortunatos Fähigkeiten. 

„Darf ich sie riechen?“, fragte Hildegard neugierig. 

Fortunato zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „Ich muss gestehen, ich habe sie noch nicht getestet. Aber ich vertraue auf meine Fähigkeiten und glaube, dass sie wundervolle Düfte sind. Wenn du möchtest, können wir sie gemeinsam entdecken.“ 

Hildegard nickte begeistert und Fortunato begann, die Phiolen vorsichtig aus der Messingapparatur zu nehmen. Er öffnete die erste Phiole und hielt sie Hildegard unter die Nase. Ein zarter, blumiger Duft entströmt der Phiole und verzaubert sie sofort. Sie lächelt und Fortunato fühlte sich bestätigt in seinen Fähigkeiten. 

Fortunato öffnet eine zweite Phiole und hält sie Hildegard vor. Sie ist grün und enthält eine klare Flüssigkeit. Hildegard riecht einen frischen, würzigen Duft, der sie an einen Wald erinnert. Sie atmet tief ein und spürt eine angenehme Kühle in ihrer Nase. Sie schließt die Augen und stellt sich vor, wie sie mit Fortunato durch die Bäume läuft. 

Fortunato lächelt und nimmt eine dritte Phiole. Sie ist rot und enthält eine dickflüssige Substanz. Hildegard riecht einen süßen, fruchtigen Duft, der sie an einen Korb voller Beeren erinnert. Sie leckt sich die Lippen und spürt eine leichte Wärme in ihrem Mund. Sie öffnet die Augen und sieht Fortunato an, der ihr tief in die Augen schaut. 

“Und? Welcher Duft gefällt dir am besten?” fragte Fortunato. Hilde dachte kurz nach. “Mir gefallen sie alle, aber ich glaube der Grüne, hmm, ja” antworte Hilde entschlossen. “Gut. Ich bin gleich wieder da.” Fortunato entschwand dem Raum, mit der Grünen Phiole in der linken Hand, den Raum. Hilde betrachtete noch kurz die Phiolen. Am liebsten würde sie alle einfach einstecken und wegrennen.  

Nach wenigen Minuten kam Fortunato zurück, die leere Phiole in der einen Hand und einen gläsernen golden verzierten Parfümflacon in der anderen. Er reichte Hilde den Flacon. “Hier den schenk ich dir. Ich habe das Parfüm umgetauscht. Es hat magische Eigenschaften, hält länger, viel länger.“ Er lächelte.  

Hildegard: “Danke” sagte sie erstaunt, nahm die Flasche, betrachtete sie, die leuchtende grüne Flüssigkeit darin, sah dann Fortunato an und umarmte ihn.  

Fortunato: “Hilde.” 

Hildegard: “Fortunato.” 

Fortunato: “Ich liebe dich… sehr”, sagte er inbrünstig und schmeichelvoll zugleich. 

Nach einer Weile lösten sich die Verliebten aus ihr umarmung. Hildegard betrachtete wieder den Flacon und öffnete ihn. Der Duft trat direkt in ihre Nase. Sie roch frisches Gras, Laub, den Wald, irgendwie roch es schmackvoll. Sie tropfte einen Tropfen des kostbaren Parfüms auf eines ihrer Handgelenke und auf das Zweite sogar 3.  

Den restlichen Abend verbrachten sie im oberen Teil des Hauses. Fortunato spielte Klavier und erzählte ihr erfundene offenbar ausgedachte, aber lustige Geschichten und aßen ein Menü vom Küchenchef des Hauses. Er musste natürlich schwören, dass er das alles für sich behält. Spät in der Nacht brachte Fortunato Hilde zurück und den ganzen Abend verblasste das Parfüm nicht.  

Am nächsten Tag stand Fortunato spät, aber gelockert und ausgeschlafen auf. Er hatte immernoch Glücksgefühle vom letzten Abend. Er dachte an Hilde und an den wunderbaren Abend, den sie zusammen verbracht hatten. Er konnte es kaum erwarten, sie wiederzusehen und ihr seine Liebe zu gestehen. Er sprang aus dem Bett und machte sich fertig. Er zog sein bestes Gewand an, kämmte sein dunkles Haar 

Er verließ sein Haus und machte sich auf den Weg zu Hildes Familie. Er schlenderte durch die Straßen und genoss die warme Sonne auf seiner Haut. Er grüßte die Leute, die er kannte, und lächelte die vorbeieilenden Mädchen an. Er fühlte sich glücklich und selbstbewusst. Er wusste, dass er Hilde für sich gewinnen würde. Er war der größte Parfumeur aller Zeiten und er hatte das perfekte Parfüm für sie geschaffen. Er erreichte das große Haus, in dem Hilde wohnte, und klopfte an die Tür. 

Die Tür öffnete sich “Jawohl?” sagte ein höflich aussehender, kräftig und gigantische aussehender Buttler. Fortunato war sofort eingeschüchtert.  

“Ich…ich…”, stotterte Fortunato.  

“Was ist Junge?” sagte der Buttler deutlich?  

“Ich möchte zu Hilde… ich meine Hildegard”, antworte Fortunato 

“Die junge Herrin ist verreist. Sie hat mir keine weiteren Details anvertraut.” sagt der Buttler diskret und schloss die Tür. 

Fortunato musste die Worte erst verarbeiten und erwiderte nichts. Er stand noch wenige Minuten mit offenem Mund vor der Tür der Residenz. “Das konnte nicht wahr sein”, dachte er sich: “Wieso hat sie das nicht erwähnt?”. Für Fortunato war klar, da stimmte was nicht. Hilde war bestimmt im Haus, nur, wie konnte er zu ihr gelangen. Er schwor am Abend zurückzukehren. Am Nachmittag ging er zu seinem Vater, der am Hafen handelte oder wohl eher handeln ließ, doch das mit Hilde ließ ihn den ganzen Tag nicht los.  

Am späten Abend machte er sich auf. Die Sonne war gerade untergegangen. Er ging aufmerksam, aber unauffällig zur Residenz von Gildenfort.  

Vor dem Eingang standen nun Wachen. Warum stehen jetzt Wachen hier? “Wurde die Residenz überfallen? Aber wann, gestern war doch nix?”, dachte sich Fortunato. Es war tatsächlich ungewöhnlich.   

Fortunato versuchte den Weg durch die Gärten und es war frei. Niemand schien ihn zu entdecken. Er stand nun im Park der Residenz unter Hildes Zimmer, genau dort, wo er gestern stand. Wieder nahm er einen kleinen Kiese, warf ihn an ihr Fenster und hoffte auf ein Zeichen, doch nichts. Fortunato wartete.  

Er spürte, wie die Angst in ihm aufstieg. Er hatte viel riskiert, um hierher zu kommen, und er konnte nicht lange bleiben. Ein Rascheln hinter sich ließ ihn erschrocken umdrehen. Er hoffte, Hilde zu sehen. Doch es waren zwei Wachen, die direkt auf ihn zukamen. Sie trugen Laternen, Schwerter und dunkle ledernde Rüstungsteile, die das Dunkeln zu verschlucken schienen. Es waren Söldner. Fortunato duckte sich hinter einen Busch und hielt den Atem an. Wie hatten sie ihn entdeckt? Er musste hier weg.  

Wache: “Komm raus, Bursche. Wir wissen genau, dass du da hinter bist”, sagte eine der Wachen mit krächzender Stimme. Fortunato erschauderte. Sie wussten es tatsächlich. Konnte er fliehen? Wenn, dann sahen sie vielleicht sein Gesicht und wüssten, wer er ist, nein, das ging gar nicht.  

Fortunato erhob sich und drehte sich um. “Na geht doch”, sagte die Wache mit krächzender Stimme, sie hatte lange fettige Haare und ungepflegte unregelmäßige Stoppen als Bart. Der andere, ein etwas dicklicher Typ mit plüschigem Bart und Glatze sagte: “Komm, die junge Herrin will dich sehen.”  

“Hilde… will mich sehen?” Fortunato schien verdutzt. War das alles nur ein Streich gewesen? “Das hat er doch eben gesagt. Also komm.” sagte die Wache mit der krächzenden Stimme und ging in Richtung eines Hintereingangs des Hauses. 

Sie gingen durch die offensichtlich für die Mitarbeiter gedachte Holztür. Sie führte in die Speisevorratskammer des Hauses, daneben befand sich die Küche. Die Küche war groß und geräumig. An den Wänden hingen Töpfe, Pfannen, Löffel und Messer aus Kupfer und Eisen. In der Mitte gab es eine offene Feuerstelle, über einem Kaminschacht nach außen, der durch einen nicht sichtbaren Mechanismus geöffnet und geschlossen werden konnte. 6 Säulen, die jeweils mal ein Baumstamm gewesen waren, denn sogar die Rinde war noch dran, trugen den Raum. Die Decke war gewölbt, ähnlich einer Halle.  

Der nächste Raum war das Speisezimmer. Es war aufgebaut wie eine Kirche. Wieder hielten 6 Säulen, diesmal aus einem weißen Stein und mit goldenen Verzierungen den Raum. Sie kamen von der Seite rein. Hier Stand ein großer Tisch mit 10 Plätzen. Gegenüberliegend auf der anderen Seite des Raumes stand noch einer. In der Mitte des Raumes stand ein noch größerer, abgerundeter vergoldeter Tisch aus Marmor. Auch die Böden waren aus Marmor. Die Decke war in der Mitte des Raumes erhöht. Im Raum roch es jedoch nach Pferd. Der Raum war durchflutet durch Kerzenlicht.  

Fortunato trat in den Raum. Die Wachen hinter ihm, schlossen die Tür. Sie kamen nicht mit.  

“Wir warten seit Stunden”, sagte eine tiefe Stimme. Es war die Stimme des Alten von Gildenforts, der Eber genannt. Er hatte einen rauen weißen Bart und volles weißes Haar, das ihm einen ehrwürdigen Anblick verlieh. Doch er war nicht zu unterschätzen, denn er hatte die Kraft und den Mut eines Ebers. Er führte seine Leute mit Autorität und Weisheit an und scheute keinen Kampf, wenn es um seine Interessen ging. So kam er auch zu großen EInfluss im Handel. Er saß auf einem Thron am Ende der Halle. Über seinem Gesicht schien ein dunkler Schatten zu schweben. Er schaute ernst. 
“Wieso… wieso hast du das getan?”  

Fortunato war verwirrt und verängstig. Die Situation war düster. Er hatte seine Tochter kurzzeitig entführt, aber es ist nichts geschehen. Sie waren nicht ins Bett gestiegen. “Du weißt genau, was ich meine”, sagte der Eber. “Warum hast du mir das angetan?”, sagte eine weibliche, aber verzehrte, erzwungene Stimme, die neben dem alten Eber herzukommen schien. Fortunato sah genauer hin, doch der Tisch war im Weg, er konnte sie nicht sehen. War das Hilde? Fortunato versuchte genauer hinzuschauen. Da war tatsächlich jemand oder irgendwer. Er konnte es nicht genau erkennen. 

“Steh auf Mädchen, zeig ihm, was er dir angetan hat.” Es regte sich etwas Boden und erhob sich. Es war eine Stude. Ihre Mähne war kurz und struppig, und ihre Augen waren traurig und trüb, sahen jedoch aus wie von einem Menschen. Sie bewegte sich mit Mühe und Schmerz, als ob sie jede Bewegung hasste.  

“Sag ihm, was geschehen ist!” befahl der alte Eber. 

Die Stute sprach, mit Hildes Stimme, Fortunato konnte es kaum glauben. “Du hast mich in dieses Ding verwandelt.” Sie wieherte, aus Reflex vielleicht? “Das Parfüm, was du mir gabst, bestand aus schwarzer Magie. Sobald ich einschlief, träumte ich von einer schönen Wiese und dem Wald, den ich roch, als ich das Parfüm probierte. Ich träumte davon, dass das frische Gras so.. Schmackhaft“ sie stotterte “aussah und probierte es. Ich graste wie ein Pferd und als ich aufwachte, war ich ein Pferd” Sie weinte.